Nach dem ersten Weltkrieg

Teil 3

Otto Sorn, Prokurist bei der Wiesensteiger Federstahlfirma, wurde am 15. Juni 1923 zum Obmann des Schwäbischen Albvereins und zum Vorsitzenden des Verschönerungsvereins gewählt. Er war sehr umtriebig und belebte die Arbeit für einige Jahre in Wiesensteig, im Täle und im Filsgau. Filsgauvorsitzender war damals der Studienrat Dr. Kohler aus Göppingen und Vorsitzender des Schwäbischen Albvereins Professor Eugen Nägele aus Tübingen. Mit beiden hatte er regen Gedankenaustausch.

1923 befindet sich die Ortsgruppe Wiesensteig bei der Übernahme durch Otto Sorn in einem schlechten Zustand. „Die Akten befinden sich in der denkbar größten Unordnung“ schrieb Otto Sorn an den damaligen Gauvorsitzenden Herrn Dr. Kohler. Interessant sind Auszüge aus Kohlers Antwortschreiben: …“ Wäre es auch möglich in Wiesensteig eine Jugendherberge einzurichten, wenn auch nur eine bescheidene? Es ist dies ein längst gehegter Wunsch, der anscheinend an der Intresselosigkeit der bisherigen Leitung gescheitert ist. Es ist sehr willkommen, daß sie zugleich Vorstand des Verschönerungsvereins geworden sind und ihre Aufgabe so lösen wollen, daß die Wege bis zur Ortsgrenze der Pflege dieses Vereins überwiesen werden. Der Albverein hat ja zunächst nur Intresse an Durchgangswegen und Wegen außerhalb der Ortschaften. Er mißbilligt den gerade Wiesensteig schon einmal vorgeworfenen „Weglesbau“, d.h. Pflege der Wege um das Städtchen herum für Kurgäste“.

Unter der Leitung von Sorn blühte der Verein auf. Sorn kümmerte sich um die Pfege und Ausschilderung von 80 km Wanderwegen bzw. die Tafelauffrischung der Wegmarkierungen. Dr. Kohler erwiderte auf ein weiteres Schreiben von Otto Sorn: „…Was die Tafelauffrischung ihres Bezirks betrifft, so bin ich auch in der Ansicht meines Freundes Nägele: alles machen lassen, was notwendig ist, denn dann wird wenigstens die Ortsgruppe Wiesensteig im neuen Jahr eher auf dem Laufenden sein als voraussichtlich die Mehrzahl der Filsgauortsgruppen, in denen im Jahr 1923 ziemliche Untätigkeit oder wenigstens Kurzarbeit geherrscht zu haben scheint.“

In einer späteren Versammlung des Verschönerungsvereins berichtete Otto Sorn: „ 33 Bänke wurden hergerichtet und aufgestellt, Verzeichnis hierüber, Wege am Kreuzberg gemacht; Neuarbeiten an der Neidlinger Steige, Bänke streichen lassen, die Gartenanlage am Bahnhof pflegen.“

In die Amtszeit Otto Sorns fiel die Geldentwertung. Ein Beispiel: Am 16. September 1923 bat Fabrikant Gottlieb Dannemann um Aufnahme in den Verein und Überwies für den Beitrag 50 000 Mark und für die Aufnahmegebühr nochmals 50 000 Mark. Otto Sorns überwies am 18. September 1923 Herrn Oberrechnungsrat Ströhmfeld den astronomischen Betrag von 7 860 000 Mark für 36 alte und 8 neue Mitglieder einschließlich Spenden.

Sorn organisierte monatliche Wanderungen (6 Vereinsmitglieder wanderten z. B. zur Einweihung des Kriegerdenkmals von Wiesensteig auf die Hohe Warte bei Urach) und er gewann neue Mitglieder auch in der Tälesgruppe. In Wiesensteig verdoppelte sich die Mitgliederzahl innerhalb eines Jahres auf 62 und erreichte nach drei Jahren schließlich die Höchstzahl 73.

Otto Sorn wurde Obmann für die Ortsgruppen im Oberen Filstal, der so genannten Tälesgruppe: Hausen – 16 Mitglieder (Wilhelm Buhl) – Reichenbach 8 M. (Hauptlehrer Gächter) – Deggingen 37 M. (Adalbert Hoetzel) – Gruibingen 34 M. (Hauptlehrer Schmierer, Schultheiß Schweizer) – Bad Ditzenbach – 8 M. (Kaufmann Christian Kistenfeger) – Westerheim – 27 M. (Eugen Knupfer) – Hohenstadt – 8 M.- Gründungswunsch für Unterböhringen – 4 Mitglieder aus Mühlhausen zu Wiesensteig – 73 M. (1924).

Bestehen blieben die Ortsgruppen Deggingen, Bad Ditzenbach, Westerheim, Gruibingen und Wiesensteig, die anderen lösten sich auf oder kamen nie zustande. Die Täles – Ortsgruppen Wiesensteig, Bad Ditzenbach und Deggingen hatten insgesamt 97 km zu betreuen.