Teil 5
1924 richtete Dr. Becker, Vorsitzender für Höhlenkunde in Frankfurt / Main, eine Bitte an das Stadtschultheissenamt Wiesensteig, Informationen über die Schertelshöhle zu liefern zwecks Aufnahme in einen Leitfaden der Höhlenkunde. Als Vorsitzender des Verschönerungsvereins beschrieb Sorn die Schertelshöhle sehr ausführlich. „Von Wiesensteig aus führt ein schöner Weg das Filstal hinauf zum Filsursprung in 50 Minuten und von dort in einer weiteren ¾ Std. nach der Schertelshöhle. Die liegt im sogenannten Schertelswald, Schertelsmahd oder Steinerhaushau. Obschon die Schertelshöhle im Dickicht des Waldes Hochbuch versteckt liegt, ist der Weg zu derselben mittels Täfelchen, die an den Bäumen angeschlagen sind, recht gut zu finden. Die Schertelshöhle zählt zu den größeren Höhlen in Württemberg. Sie ist seit 1830, insbesondere aber durch den rührigen Verschönerungsverein Wiesensteig im letzten Jahrzehnt gut zugängig gemacht worden…. Die Schertelshöhle wurde früher als Lagerbierkeller verwertet und soll in dieser Eigenschaft manchen, ihrer nicht besonders erwünschten, aber um so mehr bemerkbaren Besuch erhalten haben. Als sich später kein Pächter mehr fand, wurde sie als Gemeingut betrachtet. Während dieser herrenlosen Zeit wurde die Höhle leider Ihrer prächtigen Tropfsteine beraubt….Da die Höhle auf Markung Westerheim liegt, ist der Schlüssel zur Höhle, einer alten Verfügung entsprechend, in Westerheim zu erfragen. Der hiesige Verschönerungsverein hat sich hierüber schon des öfteren – aber leider vergebens- darum bemüht, einen Schlüssel nach Wiesensteig zu bekommen“.
1924 gründete sich in Westerheim eine Ortsgruppe des Vereins für Höhlenforschung mit Sitz in Frankfurt am Main. Viele Mitglieder des Schwäbischen Albvereins wechselten zum neuen Verein. Die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins hätte sich fast aufgelöst. Bemerkenswert war die vermittelnde Haltung von Otto Sorn in einem Schreiben an Eugen Knupfer: „…. Ich verfehle nicht, Ihnen mitzuteilen, dass ich seinerzeit auf ihre rebellische Karte hin ( Auflösung der Ortsgruppe Westerheim), welche ich selbstverständlich an den Hauptverein nach Tübingen weitergeleitet habe, von Tübingen aus die Weisung erhielt, keinerlei Propaganda für die Schertelshöhle zu machen und keinerlei Albvereins-Wegzeichen nach der Schertelshöhle anzubringen, da der Albverein keinerlei Interesse mehr an der Schertelshöhle hatte. Ich habe diese Weisung vorerst nicht befolgt, da ich annahm, dass sich die Vernunft Bahn brechen wird und wie aus ihren Zeilen hervorgeht, ist dies auch erfreulicher Weise der Fall….“ Eine kleine Gruppe um den damaligen Obmann Eugen Knupfer blieb aber dem Schwäbischen Albverein treu. Die gebildete Ortsgruppe des Vereins für Höhlenforschung, Frankfurt am Main, löste sich wieder auf. In einem Schreiben des Frankfurter Vereins an die Schwäbischen Höhlenfreunde in Westerheim steht: „Wir kennen die internen Gründe, die den ehemals bestehenden Höhlenverein gesprengt haben. Unsere vornehmste Aufgabe, zugleich die Abstattung des Dankes soll darin bestehen, dass wir versuchen, Ihnen das Verlorene wiederzugeben“.
Eugen Knupfer schrieb am 30.4. 1924 an Otto Sorn:… „Ich selbst wurde erst vor einigen Wochen zum Vertrauensmann der hiesigen Ortsgruppe bestimmt und es freut mich, mit Ihnen in Verbindung zu kommen. Es wäre aber empfehlenswert, wenn Westerheim und Wiesensteig ihre Ausflüge und Zusammenkünfte gemeinsam ausführen könnten. Die Ortsgruppe umfaßt 27 Mitglieder. Die Schertelshöhle ist von uns in guten Händen und soll auch in kommender Zeit besser empfohlen werden. Obschon in diesem Jahre an Reparaturen der Höhle etwas zu tun ist, weiß ich noch nicht. An Wegbezeichnungen wird es wohl mangeln. Sobald ich nun etwas auf dem Herzen habe, werde ich Ihnen berichten. Am 29. Mai werde ich meine Ortsgruppe nach Wiesensteig bestimmen und dann selbst auch mitkommen.“
Im Mai desselben Jahres schrieb Herr Sorn an Herrn Kohler: „… Inzwischen bitte ich Sie, davon Vormerkung zu nehmen, dass die Ortsgruppe Westerheim sich auf meine Veranlassung hin unter der Leitung eines Herrn Eugen Knupfer mit jetzt 27 Mitgliedern neu aufgemacht hat und im Laufe dieses Jahres die Schertelshöhle zu säubern und wieder herzurichten mir versprochen hat“.
Am 28. Mai 1925 schrieb Eugen Knupfer an Herrn Sorn: „ Möchte nicht versäumen, mal wieder von mir hören zu lassen. Wir kommen ja gar wenig zusammen. Wer trägt die Schuld? Nun zur Sache. Im Albverein bin ich noch mit einer kleinen Gruppe. Die Höhle wird noch mir in Verwaltung bleiben. An Pfingsten und Pfingstmontag wird die Höhle von morgens 8 Uhr offen gehalten. Über die Höhle lasse ich noch an das dortige Schultheißenamt Bekanntmachung mit gleicher Post abgehen. Es freut mich, wenn wir wieder irgendwie zusammen kommen werden. Mit Albvereinsgruß Eugen Knupfer. Zusatz: Ihrer Jugendherberge sagen sie bitte von der Höhle. Wenn ich bessere Maxime habe, folgen Plakate.“ Die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins Westerheim kümmerte sich fortan um die Schertelshöhle mit einer Höhlengruppe. 1977 wurde aus Verwaltungstechnischen Gründen die Höhlengruppe eigenständig und gründete den Höhlenverein e. V. Westerheim.